Schlagwort: Tiefenschärfe

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Die Schärfentiefe, das unbekannte Wesen ;-)

7. Juli 2018

Eigentlich gibt es eine „Schärfentiefe“ nicht

Ein Physiker wird vermutlich sagen, die Schärfe liegt nur in der Ebene, in der Entfernung, auf die der Fotograf scharf gestellt hat. Davor oder dahinter ist nichts wirklich „scharf.“
Wie in dem Artikel über Tiefenschärfe (=Schärfentiefe) schon erwähnt, hat die Schärfe mit der Bildgröße und den „Zerstreuungskreisen“ zu tun.

Vereinfacht: [note_box]Wenn ihr euer Foto nur auf dem Display der Kamera anseht, sieht es scharf aus, auf dem heimischen Monitor aber nicht.[/note_box]


Die Cheerleader auf diesem Foto scheinen beide scharf abgebildet zu sein…


Bei näherem Hinsehen allerdings, sieht man – der erste Eindruck trügt
(Man sieht hier auch schön, dass sich Schärfentiefe nicht nur auf den Hintergrund auswirkt)

[highlight4 variation=“mossgreen“]Lichtpunkte werden vor und hinter dem scharfen Bereich als Kreise abgebildet (und sorgen für das sogenannte „Bouquet“).
Wenn nun die Blendenöffnung geschlossen (verkleinert) wird, verkleinert das diese Kreise und man hat den EIndruck einer scharfen Abbildung. [/highlight4] 

 

Das Foto links ist mit einer Kamera mit einem 75mm Objektiv und Blende f=3,2 entstanden, das rechte mit Blende f=11.Man sieht gut, wie die Kreise kleiner geworden sind.

Weihnachtsbaum auf der Fleischbrücke in Nürnberg. Offene Blende, Entfernung manuell (Autofocus abgeschaltet) auf den Nahbereich gestellt.

Was beeinflußt die Schärfentiefe?

Weitwinkelobjektive (kurze Brennweiten, 10-50mm) haben eine größere Schärfentiefe, Teleobjektive (längere Brennweiten, 50-300 oder mehr) geringere Schärfentiefe.
 [note_box]Der Aufnahmeabstand beeinflusst die Schärfentiefe aber fast genauso stark![/note_box]
Wenn ihr also sehr nah an einem Motiv (wie etwa bei einer Portraitaufnahme oder gar einer Makroaufnahme) seid, wird der Hintergrund unschärfer, als wenn ihr weiter weg seid. Bei einer Stadtaufnahme (wie z.B. bei einem Architekturfoto) ist das vordere Haus genauso scharf wie das Haus dahinter.

Das ist auch der Grund, warum Fotografen mit einer „großen“ Kamera (einer Kamera mit einem großen Sensor) viel mehr die Bildgestaltung mit der Schärfe beeinflussen können. Bei den kleinen Schnappschußkameras geht das nur eingeschränkt, da deren Sensor deutlich kleiner ist. Das ist ja auch der Sinn einer Schnappschußkamera, dass die Fotos auch beim schnellen „Draufhalten“ scharf sind.

Wer sich den Zusammenhang von Brennweite, Abstand und Schärfentiefe verdeutlichen will, holt sich am besten die Rechenscheibe von Tom Striewisch: www.fotolehrgang.de

Er erklärt die Scheibe auch in einem youtube-Video
[highlight4 variation=“mossgreen“]Aber auch der schnelle Überblick zeigt schon die Zusammenhänge. Die Skala für die Entfernung ist im Nahbereich stark gespreizt – vergleicht nur mal die Zahlenwerte. Je nach Brennweite sind die Blenden näher oder weiter vom zentralen (Schärfepunkt) Punkt entfernt. Größere Blendenwerte sorgen für eine größere Schärfentiefe. [/highlight4]

(Auch sonst kann man auf den Seiten von Tom Striewisch viel über die technischen Seiten Fotografie erfahren, er hat einen bewundernswerten Kurs online, und alles kostenlos!)

 [note_box]Wem das zu technisch ist, sollte das selbst ausprobieren. Probieren geht über studieren 😉 [/note_box]

 

 

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Focus Stacking

17. September 2014

Focus Stacking oder „künstlich“ erweiterte Schärfentiefe

Neulich stand ich vor einem Problem:

Ich sollte für einen meiner Kunden eine Kamera fotografieren, die dann auch gross auf einem A1-Plakat abgebildet werden sollte.
Mit meinem 105er Makro bekomme ich das Teil nie scharf. Aber auch mit dem 85er Tilt/Shift, das ich mir bei „Wolf Photomedia“ schon einmal ausgeliehen habe, krieg ich die gewünschten Perspektiven nicht scharf.
Allerdings hatte ich schon einmal von der Technik des „Focus Stackings“ gehört, also wörtlich übersetzt: „Schärfe stapeln.“ Dabei macht man mehrere Fotos mit gleicher Belichtung und verstzt die Schärfe um einen kleinen Teil, vorzugsweise so, dass sich die Bereiche der Schärfentiefe überlappen. Aber wie funktioniert das?

c´t Digitale Fotografie

In der  Zeitschrift [fancy_link link=“http://www.heise.de/foto/“ variation=“green“ target=“blank“]c´t Digitale Fotografie[/fancy_link] hatte ich mal einen Artikel zu diesem Thema gesehen. Ich habe auf meinem iPad die App von Heise online, man kann dort ganze Hefte kaufen – auf der Website aber auch [fancy_link link=“http://shop.heise.de/zeitschriften/digitale-fotografie/artikel-archiv/jahrgang-2014/c-t-digitale-fotografie-04-2014?p=2″ variation=“green“ target=blank]einzelne Artikel aus dem Heft[/fancy_link].
Diese kosten dann zwischen 1,50 € und 3,50 € – man muss also nicht das ganze Heft für 9,50 € kaufen.

Verfahren

Fotografie:

Ich habe 6 Aufnahmen von der Sony alpha gemacht. ISO 50, Blende 22, Verschlusszeit beim Blitzen 1/160 sek.

Der Fernpunkt sah so aus:

focusstacking_fern

 

Der Nahpunkt so:

focusstacking_nah

 

 

 2.Photoshop

Man lädt die Dateien in Photoshop (lt.Heise ab version PS4, Elements funkioniert zumindest in Version 8 (noch) nicht),

 

 
focusstacking 01

und lädt die Dateien in eine Datei als Ebenen. Checkbox „nach Möglichkeit automatisch ausrichten“ ankreuzen.

focusstacking 02

Alternativ gibt es dafür auch einen Befehl:

(ich habe mal eine Fotoserie von einem Schwan ausrichten lassen, den meine Frau in Serie beim Putzen fotografiert hat, das Ergebnis habe ich als Film ausgegeben – ist wirklich verblüffend!)

focusstacking 03

Da durch die unterschiedliche Entfernung/Fokussierung die Fotos der Kamera auch unterschiedlich gross sind, legt dieser Befehl die Bilder nicht nur verblüffend exakt übereinander, auch die Grössen stimmen perfekt!

Jetzt müssen nur noch die „richtigen“ Schärfeebenen herausgearbeitet werden, das geht mit dem Befehl „Ebenen automatisch überblenden.“ Dafür müssen alle Ebenen markiert sein (siehe Screenshot).

focusstacking 04

 

Das Ergebnis ist eine Photoshop Datei mit Ebenen, die Ihr notfalls auch noch separat modifizieren könnt – was aber in meinem Fall unnötig war:

focusstacking 05

Das sieht dann als „Auszug“ etwa so aus:

focusstacking 06

Dann bleibt Euch nur noch, die PSD auf die Hintergrund-Ebene zu reduzieren und zu speichern.

 

Quellen/Links zu den Infos im Artikel:

[fancy_link link=“http://shop.heise.de/zeitschriften/digitale-fotografie/artikel-archiv/jahrgang-2014/c-t-digitale-fotografie-04-2014?p=2″ variation=“green“ target=“blank“]“c`t Digitale Fotografie“, Heft 4/2014[/fancy_link]

[fancy_link link=“http://wolf-photomedia.de/rent.html“ variation=“green“ target=“blank“]Rental Equipment (bevorzugt Nikon): Wolf-Photomedia[/fancy_link]
– sie verkaufen Euch natürlich auch gerne die Sachen 😉

[fancy_link link=“https://itunes.apple.com/de/app/ct-digitale-fotografie/id424567233?mt=8″ variation=“green“ target=“blank“]App für´s iPad (Abo c`t Digitale Fotografie)[/fancy_link]

 

 

 

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Wann ist ein Weitwinkelobjektiv ein Weitwinkel?

11. April 2012

Was macht ein Weitwinkelobjektiv zum Weitwinkel, was ein Tele zum Teleobjektiv?

Es gab Zeiten für Fotografen, in denen ein Normalobjektiv die Standardbrennweite beim Kauf einer Spiegelreflexkamera war. Inzwischen ist in der Fotografie das Zeitalter der Objektive mit veränderbarer Brennweite (der „Zoom“-Objketive) als „normal“ angebrochen. So fragte mich kürzlich eine Kursteilnehmerin, ob sie an meinen Kursen teilnehmen könnte, weil sie doch nur „ein“ Objektiv hatte. Es stellte sich heraus, dass sie – natürlich – ein Zoom-Objektiv mit 18-55mm Brennweite hatte. Im Grunde hat sie also „drei“ Objektive, denn diese Brennweiten vereinen Weitwinkel, Normalobjektiv und Tele in einem Objektivgehäuse.

Aber was entscheidet was „Normal“ ist, Weitwinkel- oder Teleobjektiv ist?

An dieser Stelle komme ich nicht um einen kleinen Ausflug in die Geometrie herum, konkret um den Satz des Pythagoras:

„Er besagt, dass in allen ebenen rechtwinkligen Dreiecken die Summe der Flächeninhalte der Kathetenquadrate gleich dem Flächeninhalt des Hypotenusenquadrates ist. Als Gleichung ausgedrückt lautet er:
a
2 + b2 = c2

In Zeiten des Films war also das Filmformat 24×36 mm. Die Diagonale des Films war also ca. 43,3 mm. Der Einfachheit halber hat man als Normalobjektiv die Brennweite 50 mm auserkoren.
Jede Brennweite die kürzer als 50 mm ist, wird als „Weitwinkel“ bezeichnet;  jede die länger als 50 mm ist, als „Teleobjektiv.“
Bei einem Sensor der aktuellen „Consumer“-Spiegelreflexkameras (der ca. 18x24mm gross ist) wäre die „Normalbrennweite“ also genau 30 mm.
Also ist bei einer Kamera mit „DX“-Sensor ein Weitwinkel, wenn die Brennweite kürzer als 30 mm ist, ein Tele alles was länger als die Brennweite des „Normalobjektivs“ ist.

Ein 18-55 mm Objektiv für die DX Kamera entspricht also in etwa dem 24-75 mm „Standardzoom“ für die FX (Vollformat)-Kamera. Daher wird dieses Zoom auch als billiges Kit-Objektiv beim Kauf einer neuen DX Kamera angeboten.

Neben diesen „Faustregeln“ gibt es auch harte Fakten:
Ein Weitwinkelobjektiv hat einen größeren Bildwinkel, und man kann näher an das Motiv herangehen. Das führt natürlich zu Verzerrungen, da die so nahe eingestellten Motivteile auch unverhältnismäßig größer abgebildet werden (siehe Titelbild des Artikels).

Ein Teleobjektiv komprimiert optisch die Entfernungen von Objekten, die nahe am Fotografen sind zu denen, die weiter entfernt sind. Zudem ist die kürzeste Einstellentfernung weiter entfernt.

Siehe auch diese Artikel:

Bildgestaltung mit Objektiven 1 und Bildgestaltung mit Objektiven 2

 

 

Wissen

Tiefenschärfe

20. September 2010

Was ist eigentlich Tiefenschärfe?

Tiefenschärfe bzw. „Schärfentiefe“ resultiert im Prinzip aus der Verkleinerung der „Zerstreuungskreise“ durch die Wahl einer kleineren Blende.

Schärfentiefe im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es eigentlich gar nicht, denn jedes Objektiv hat nur eine Schärfeebene, auf die Ihr beim Fokussieren (Scharfstellen) scharf gestellt habt und in der Euer Motiv wirklich scharf ist. Falls also sich Euer Motiv in 4 m Distanz befindet, stellt Ihr auf 4 m scharf. Alles, was davor oder dahinter ist, wird nicht mehr wirklich scharf abgebildet.

Davor und dahinter entstehen Zerstreuungskreise – Punkte werden als Kreise abgebildet und führen dazu, dass sie als „unscharf“ wahrgenommen werden. Die „zulässige“ Zerstreuungskreisgröße hängt vom Betrachtungsabstand ab, den man beim Ansehen des Bildes hat bzw. von der Größe des Bildes. Auf Eurem Kameradisplay scheinen fast alle Fotos durchgängig scharf (die Zerstreuungskreise sind so klein, dass sie nicht mehr als Kreise, sondern als „scharfe“ Punkte wahrgenommen werden), wenn Ihr das Bild am Monitor anseht, seht Ihr schon eher, ob ein Bild scharf ist. Wirklich beurteilen könnt Ihr die Schärfe erst, wenn Ihr das Foto auf 100% Abbildungsgröße anseht. Bei einer Vergrößerung über 100% seht Ihr die Pixelform und könnt nicht beurteilen, ob das Foto scharf oder „pixelig“ ist.

Die Grafik soll nun zeigen, warum ein Weitwinkelobjektiv eine grössere Schärfentiefe hat als ein Teleobjektiv.
(Ein Klick auf das Bild zeigt Euch die Grafik grösser an.)

Siehe auch: Schärfentiefe bei Wikipedia