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Bildgestaltung mit Objektiven

22. Juni 2009

(Technische Informationen zur Fotografie)

Objektive

Im Zeitalter der günstigen Zoom Objektive (=Objektive mit stufenlos veränderbarer Brennweite) kommt in Vergessenheit, dass jedes „starre“ Objektiv – also eines mit fixer Brennweite – bestimmte Eigenschaften hat, die nicht nur etwas mit geringerer Vielseitigkeit (oder oft auch geringerem Preis) zu tun haben. Nicht zuletzt sind Spiegelreflexkameras auch dafür gedacht, dass man Objektive wechselt – und das sollte man sich zunutze machen. Alleine wegen des schönen, hellen Sucherbildes eine Spiegelreflexkamera zu kaufen, wäre doch Verschwendung!

Eigenschaften verschiedener Objektive bzw. Objektivbrennweiten

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Beispiel für eine Weitwinkelaufnahme

 

Ein Weitwinkelobjektiv „sieht“ Dinge anders als ein Teleobjektiv. Ein Weitwinkelobjektiv „dehnt“ Distanzen und sorgt für „Tiefe“ in einem 2-dimensionalen Medium (dem Foto). Ein Teleobjektiv „rafft“ die Distanzen, sodass die Entfernungen zwischen Gegenständen geringer scheint als sie ist. Auf diesem Bild wird die Person im Vordergrund fast genauso groß wie die Kirche im Hintergrund abgebildet – eine typische Weitwinkelaufnahme.

Ein gutes Beispiel dafür ist, wenn Ihr Euch vorstellt, Ihr fahrt eine lange gerade Strasse entlang und sucht eine Parklücke. Erst, wenn Ihr ein paar Meter davor seit, seht Ihr, ob der Platz für Euer Auto reicht. Von weitem seht Ihr wie ein Tele-, aus der Nähe wie ein Weitwinkelobjektiv.

Bildgestaltung durch die bewusste Wahl des Objektivs

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Beispiel für Tele-Aufnahme

 

Insofern fängt also Bildgestaltung zunächst einmal mit der Wahl des Objektives bzw. der am Zoomobjektiv eingestellten Brennweite an. Die eingestellte Brennweite könnt Ihr am Zoom ablesen. Sie wird in Millimetern (mm) angegeben.

Eine gute Idee wäre, dasselbe Motiv mit verschiedenen Brennweiten zu fotografieren – aber immer so, dass Euer Motiv gleich gross erscheint. Dann vergleicht die Bilder miteinander.

Bei diesem Bild kann man nicht mehr erkennen, wie weit der Hintergrund von der Person im Vordergrund entfernt ist. Zudem ist er sehr unscharf – typisch für ein längeres Teleobjektiv, fotografiert mit weit offener Blende.

Ob ein Objektiv ein Weitwinkel- oder ein Teleobjektiv ist, hängt zunächst einmal vom Format des Films bzw. der Größe des Sensors der Digitalkamera ab. Klassisch (abgeleitet vom Kleinbildfilm – 24x36mm) ist ein 50mm Objektiv ein „Normalobjektiv“ da es Dinge etwa so abbildet wie wir sie sehen.

Grob gesprochen ist jedes Objektiv mit einer Brennweite länger als 50mm ein Teleobjektiv, ein Objektiv mit einer Brennweite kürzer als 50mm ein Weitwinkelobjektiv.

Bildwinkel



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Beispiel für eine Weitwinkelaufnahme

 

Teleobjektive raffen nicht nur die Distanzen, sie engen auch durch einen  geringen Bildwinkel die Bildausschnitte ein. Dadurch schätzen besonders Neulinge in der Fotografie die längeren Brennweiten, denn sie erleichtern die Konzentration auf ein Motiv. Zudem wird durch die geringe Tiefenschärfe der Hintergrund unscharf und hebt das Motiv klar hervor.

Weitwinkelobjektive haben einen größeren Bildwinkel als Teleobjektive. Dadurch kommt beim Weitwinkel auch bei Aufnahmen aus kurzer Distanz viel Umfeld und Hintergrund mit aufs Bild. Da Weitwinkelobjektive überdies eine große Tiefenschärfe haben, fordern sie weit mehr die gestalterischen Fähigkeiten des Fotografen, sonst wirken diese Fotos oft verwirrend oder überladen. Dabei wirken gelungene WW-Aufnahmen oft sehr intensiv, da der Betrachter den Eindruck hat, er ist mitten im Geschehen.

Gert Klaus
Fotograf seit 1986, leitet neben seinen gewerblichen Aufträgen in Nürnberg Fotokurse und Workshops und schreibt diesen Blog für alle Fotografie-Interessierte und für seine derzeitigen und ehemaligen Fotokursler.

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